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Bayona _Portimao


Segeln mit Hindernissen
Der Weg von Bayona nach Cacais in der Tejo Mündung verläuft unbeschwerlich. Wir schnuppern am Passatsegeln, gleiten auf den hohen Wogen des Atlantiks. Hierbei treffen wir auf die bislang höchsten Wellen unserer Reise. Laut Wetterbericht hat die See 3-4 m. Für uns Atlantikneulinge ist es schon ein komisches Gefühl achteraus immer wieder neue Wasserberge anrollen zu sehen. Nach einigen Stunden tritt aber schon Gewohnheit ein. Die Nacht ist sehr anstrengend, Inspiration rollt von einem Bug auf den anderen. Wir stopfen sämtliche Schaps mit Handtüchern und Kissen aus um Herr der Geräusche zu werden. Im Morgengrauen beschließen wir einen Stop in Cascais einzulegen, und nicht wie eigentlich geplant bis zum Portugiesischen Kap Sao Vincente durchzusegeln. Mit 9 Knoten Fahrt geht`s in die Tejo Mündung. Die Marina Cascais gehört zu den teuersten der Westküste, bietet aber in der Bucht genügend Ankermöglichkeiten. Wir treffen Didier aus Bayona wieder. Der liebe Franzose bringt uns abends noch ein Brot vom Einkaufen mit. Wir sind etwas unflexibel, weil wir keine Lust haben, das Dinghi für einen Tag aufzubauen. Kräftige Fallböen rauschen durch die Bucht, als wir es uns in der Koje bequem machen. 30 Meter Kette in 5 Meter tiefen Wasser geben uns aber ein sicheres Gefühl für die wohlverdiente Nacht.

Es ist 4 Uhr Nachts als Andrea mich panisch weckt. Mit wenigen Worten gibt Sie mir zu verstehen, dass wir nicht mehr auf unserem Ankerplatz liegen. Ich springe auf und eile ins Cockpit. Der Anker hat geslipt. Mit wenigen Blicken stelle ich fest, das wir fest liegen und nicht driften. In fast greifbarer Nähe liegt die rotblinkende Tonne der Hafeneinfahrt, 50 Meter weiter der Steinwall der Marina. Aufatmen, zum Glück hat der Anker vor der Kollison mit der Mole halt gefunden und uns vor großem Schaden bewahrt. Bei Böen von 35 Knoten versuchen wir den Anker zu heben, um an den alten Ankerplatz zurückzukehren. Vergeblich, er hängt fest. Eineinhalb Stunden dauert es, bis das am Geschirr hängende Fischernetz samt diverser Tampen geborgen ist. Wir ärgern uns überhaupt nicht, weil dieses Netz die Rettung für die freitreibende Inspiration war. Der Anker wird neben den anderen Yachten neu ausgebracht und einige Stunden unruhiger Schlaf folgen.

Der Wetterbericht kündigt für die Portugiesische Westküste Nordwind der Stärke 4 &Mac246; 5 für die nächsten zwei Tage an. Optimal um schnell an die Algarve zu gelangen. Didier kommt mit seiner Aluyacht längseits und verabschiedet sich. Kurze Zeit später folgen wir Ihm Richtung Süden. Kaum aus der Landabdeckung der Küste sorgt der Nordwest mit 5 Beaufort für schnellen Vortrieb. Cascais verschwindet am Horizont, als die Wellen schon beachtliche Höhen angenommen haben. Weiße Schaumkronen bedecken die Wasseroberfläche mit zunehmenden Wind. 30 Knoten zeigt der Windmesser und mit halber Genua machen wir 9 Knoten Fahrt. Nach einigen Stunden sind die Wellenberge so hoch, dass nur noch ein Ablaufen mit Wind und Welle möglich ist. Unsere Lifebelts sind im Cockpit eingepickt, wir begreifen das dieser Törn kein Spaß ist. Inspiration erreicht beim Surfen in der Welle 12 Knoten. Wir reffen bis auf 3 qm Genua, sind aber mit 8 Knoten immer noch viel zu schnell für die steilen Wellen. 7-8 Meter hoch schätzen wir die Wassermonster um uns herum und wir wünschen uns, dass der Wind sofort nachlässt. Das Gegenteil tritt ein, 45 Knoten zeigt der Windmesser. Das entspricht einem Sturm der Stärke 9 und wir mittendrin. Der Autopilot hält das Schiff bislang sauber auf Kurs. Dann erwischt uns eine Welle leicht seitlich und Inspiration luvt an. Wir sehen die Wasserwand auf uns zukommen &Mac246; ich rufe Andrea zu, halt dich festund schon wird Inspiration komplett auf die Seite gedrückt. Wassermassen stürzen über das Deck. Genauso schnell steht unser Schiff auch wieder gerade und der Autopilot fällt sofort auf den richtigen Kurs ab. Wie versteinert sitzen wir da und haben Angst um unser Leben. Ich denke über Maßnahmen nach und bringe alle vorhandenen Leinen liegend vom Achterdeck aus. Wir verlangsamen uns von durchschnittlich 9 Knoten auf 7 Knoten. Dann fällt mir unser Reservekanister ein. Ich stürze unter Deck und befülle ihn mit Wasser um das Behältnis anschließend an eine Leine zu binden und hinterher zu ziehen. Nur noch 5-6 Knoten Geschwindigkeit erzielen wir mit den ausgebrachten Sachen. Die Genua hatte zu diesem Zeitpunkt nur noch eineinhalb Quadratmeter Fläche und hielt uns immerhin noch halbwegs manövrierfähig. Ich bin froh genügend freien Seeraum um uns zu haben. Das erste Mal überkommt mich Angst beim Segeln. Der Wind heult im Rigg und die Wellen rauschen unter uns durch. Die Situation ist dramatisch. Der Wetterbericht hat nicht einmal eine Warnung herausgegeben, was sonst generell schon bei 6 Beaufort erfolgt. Wie wird es weitergehen? Wir gehen in den Salon und verschließen die Steckschott am Niedergang. Angenehme Ruhe, fast schon wieder verdächtig, umgibt uns im Inneren des Schiffes. Wir umarmen uns, ängstlich treffen sich die Blicke vor einem Kuss. Ich versuche Ruhe auf Andrea auszustrahlen und schildere Ihr gelesenen Vorfall einer Yacht im Hurrican vor Australien. Auch diese Leute zogen Leinen hinter sich her und verschanzten sich im Salon um das Ende des Sturms abzuwarten. Sie hatten wesentlich mehr Wind und weitaus höhere Wellen.
Die Nacht bricht herein und vom Nachlassen des Windes keine Spur. Gelegentlich öffne ich das Steckschott um auf den Windmesser zu beobachten und nach anderen Schiffen Ausschau zu halten. Wir nähern uns langsam dem Verkehrstrennungsgebiet vor Sao Vincente, dem stürmischen Kap Portugals.
Über Funk nehmen wir Kontakt zu vorbeifahrenden Berufschiffen auf, die uns aktuelle Wettermeldungen durchgeben. Da wir Inspiration nur bedingt steuern können, geben wir Warnmeldungen an alle Schiffe.

+++++ Navigational Warning to all Vessels+
Sailingvessel with position&Mac183;.. is not manovrable++++

Sofort antwortet und fragt die Berufsschifffahrt ob ernsthafte Probleme vorliegen. Wir schildern unseren Fall und innerhalb weniger Minuten sind alle Schiffe im Verkehrstrennungsgebiet informiert. Wir haben euch auf dem Radar und weichen aus, klingen Stimmen aus dem Lautsprecher des Funkgerätes. Die Funkrunde gibt uns das Gefühl, doch nicht so allein auf dem großen weiten Meer zu sein.

In der Morgendämmerung liegt das Kap querab und wir atmen auf. Danach müssen wir alle Leinen, Kanister und Fender einholen, um wieder Fahrt aufnehmen zu können. Die Algarve begrüßt uns mit kalten Wetter und immer noch starkem Nordwest. Wir segeln entlang der sehenswerten Steilküste bis nach Portimao. Endlich fällt der Anker in 5 m Tiefe in den Sand. Glücklich, diese Härteprüfung überstanden zu haben stoßen wir mit einem Bier &Mac179;auf das Leben„ an. Nun ist unsere Inspiration sturmerprobt und wir wissen, was in solchen Situationen zu tun ist. Was haben wir gelernt? Traue keinem Wetterbericht und rechne immer mit dem Schlimmsten. Die Angst sitzt in den kommenden Tagen immer noch in uns, somit fällt die Auswahl der Liegeplätze &Mac179;EXTRASAFE„ aus.

Als nächstes Ziel steuern wir Cadiz an. In einer Flussmündung liegen wir in einem netten Club mit Tennisanlagen und Schwimmbad. Wir proviantieren Lebensmittel und Wasser für das nächste Stück bis Almeria. Auf dem Weg durchfahren wir die Straße von Gibraltar. Auf der Marokkanischen Seiten steigen hohe Berge bis in die Wolken. Der Wind weht für die Meerenge an diesem Tag besonders schwach. Leider erwartet uns absolute Windstille im Mittelmeer. Aber 48 PS bringen uns auch an das Ziel. Viele Delphine begleiten uns auf dem Weg durch die nebelige Nacht. Die Sicht ist so schlecht,dass wir mit Radar fahren. 18 Stunden später geht es mit dem letzten Büchsenlicht in die Marina von Almeria.

Die Stadt mit vielen Grünflächen, Wasserspielen und alten Gassen lädt zum Bummeln ein. Wir wünschen uns mehr Zeit an Land verbringen zu können. Es war mit der Segelei in den letzten Wochen vielleicht ein bisschen viel. 2000 Meilen zeigt unsere Logge seit Bremerhaven. Auf der Weltkarte sieht die Distanz klein aus, aber mit durchschnittlich 10 km/h ist es ein langer Weg bis ins Mittelmeer. Am 20. Juli kommen unsere ersten Gäste nach Korsika. Wir freuen uns schon sehr darauf und wollen den Termin unbedingt einhalten. So führt uns die nächste Etappe vorbei an Mallorca nach Menorca. Ein traumhafter Naturhafen erwartet uns in Mao. Kurz vor der Einfahrt schlägt meine selbstgebastelte Angelalarmanlage an und der Drill kann beginnen. Nachdem ich die 50 Meter Schleppleine eingeholt habe sehe ich den hechtähnlichen Fisch. An Deck misst er ca. 50 cm mit einem Gewicht von 2-3 Kg. Leider ist uns die Art nicht bekannt, aber im Mittelmeer gibt es kein Ciguatera und somit kommt der Fang in die Pfanne. Unsere Freunde schenkten uns zum Abschied ein Filettiermesser, welches nun zum Einsatz kommt. Mit 14 machte ich einen Angelschein, kann mich aber nicht mehr an Details des Fischausnehmens erinnern. Lasse also die scharfe Klinge von hinten nach vorne den Bauch aufschlitzen. 30 Minuten später zieren 4 große Filets den vorbreiteten Teller.

Wir liegen vor Anker, genießen das heisse Wetter und können endlich zu jeder Zeit Baden. Die Ausflüge in die hübsche alte Stadt machen viel Spaß. Beim Shopping entdecken wir einen Laden mit Tauch und Angelzubehör. Die Auswahl ist riesig und nach kurzer Zeit sind die passenden Schwimmflossen gefunden. Zwei Regale weiter hängt eine riesige Auswahl von Harpunen. Der Verkäufer berät mich in schlechtem Deutsch- Englisch- Spanischmix und ich verstehe nix. Also kaufe ich die teuerste und hoffe, viele große Fische zu schießen.

Die Tage vor Anker in der traumhaften Bucht sind erholsam. Heute Abend kommen Mark und Ruth aus Seattle zum Sundowner. Ihr 15 m Schiff liegt seit 5 Jahren im Mittelmeer und jeder Urlaub wird hier verbracht. Das Internetcafe der Stadt ist lokalisiert und gleich geht es per Dinghi an den Anleger um die Daten an Günther zu schicken, der nach 3 Wochen Urlaub wieder für uns aktiv ist.


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