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Sardinien und der Weg zur Überwinterung


Nach 5 Wochen sind wir nun wieder alleine an Bord und genießen die Ruhe und wiedererlangte Zweisamkeit. Zum Einen war es sehr lustig und abwechslungsreich mit den Gästen, zum Anderen mußten wir aber auch feststellen, dass die gewohnte Freiheit der Intimsphäre eingeschränkt wurde.

Wir liegen im Golf von Porto Vecchio und warten wieder einmal auf den passenden Wind um in das Maddalena Archipel im Norden Sardiniens zu segeln. Hier kennen wir uns ja bereits ganz gut aus und die erste Bucht heißt Porto Palma, wo wir zwei wunderschöne Tage vor Anker in türkisfarbenen Wasser verbringen. Es ist Anfang September und die Fülle der Yachten hat schlagartig nachgelassen. Das sonst so beliebte Revier ist von heute auf morgen angenehm leer. Allen, die dieses Reiseziel vor Augen haben ist zu empfehlen erst ab September dieses Gebiet zu bereisen. Die Buchten und Häfen sind kaum besucht und die Preise der Marinas mindestens um 30% reduziert. Wir fahren weiter nach La Caletta an der Ostküste Sardiniens. Dieser Hafen ist ein Tipp eines Deutschen Ehepaares, das wir auf Korsika kennen lernten. Hier liegen wir zum ersten mal gratis an einem Steg. Das kleine Örtchen bietet alle Möglichkeiten zur Versorgung und spiegelt zudem noch den typisch Italienischen Lebensstil wieder. Am ersten Tag am Steg gesellt sich ein Deutscher Motorsegler mit einem Lehrerehepaar zu uns. Zusammen mieten wir einen Fiat Puntu und durchstreifen das nördliche Innenland Sardiniens. Die Natur ist ganz schön, aber kein Vergleich zu Korsika. Wir vermissen die gepflegten, gemütlichen Bergdörfer mit hübschen Backsteinhäusern und schmalen Gassen. Eine sehr ärmlich anmutende Gegend mit vielen freundlichen Menschen begegnet uns. Das Highlight des Tages ist der Besuch eines kleinen Weinbauern, dessen Weinkeller mit vielleicht 5 großen Weinfässern in seinem Haus in Oliena untergebracht ist. Wir sind sehr überrascht, als er uns in sein altes Reihenhaus führt und die Tür zum Weinkeller öffnet. Von außen kann man nicht einmal ahnen, dass sich ein edler Tropfen hinter diesen Mauern verbirgt. Er erzählt uns, dass sein Wein absolut biologisch angebaut wird, bevor die ersten Gläschen zur Probe gereicht werden. Begeistert vom dunkelroten, fruchtigen Wein holen wir die Kanister aus dem Wagen, um einige Liter mitzunehmen. Am Nachmittag treffen wir etwas enttäuscht von der Tour wieder in La Caletta ein.

Hier gefällt es uns gut und so vertrödeln wir eine ganze Woche mit kleinen Schönheitsreparaturen, Spaziergängen durch das Dorf und sehr netten Nachbarn aus Holland, USA und Deutschland. Bewundernswert ist die 62 jährige Holländerin Cornelia, die sich im letzten Jahr eine 11 Meter lange Ketsch gekauft hat und diese auch Einhand segelt. Die nächsten Ziele sind Arbatax und Porto Corallo, bevor wir in die Hauptstadt Cagliari mit 250000 Tausend Einwohnern einlaufen. Cagliari hat eine sehr gut erhaltene Altstadt mit grandiosen Fassaden, Plazas mit vielen Cafes und zuvorkommenden, hilfsbereiten Sarden. Der Weg führt uns mal wieder zum Friseur, der auch gleich alle Sehenswürdigkeiten in den Stadtplan einträgt. Das Leben in Cagliari ist richtig städtisch, wir nehmen die Einkaufsmöglichkeiten war und machen alle Besorgungen, die sich auf dem Einkaufszettel ansammelten.
Zwischenzeitig hat sich auch das Ziel für den winterlichen Aufenthalt geändert &Mac246; wir segeln auf grund vieler positiver Aussagen anderer Fahrtensegler nach Monastir in Tunesien. Andrea kommt dieses Ziel auf grund der kurzen Distanz sehr entgegen, weil Ihr die unwidrigen Wetterverhältnisse stark zugesetzt haben. Gegenüber der Türkei sind es nur 250 Seemeilen bis zum Zielort in Tunesien. Ein Tief mit stürmischen Winden verhindert unsere Weiterfahrt. Da wir es nicht eilig haben, verbringen wir weitere Tage in der kleinen Marina im östlichen Hafenbecken. Wir schlendern täglich in die Stadt und erfreuen uns am pulsierenden Leben der Sarden. Wenige Tage nach uns trifft ein Deutsches Ehepaar mit einer selbstgebauten Yacht ein. Udo und Margit sind sehr nett und wir freunden uns sofort an. Gemeinsam unternehmen wir Spaziergänge in die Stadt, um in gemütlichen Straßencafes zu verweilen. An einem dieser Abende stehen wir unverhofft in einer sehr sozialen Wahlkundgebung. Essen und Trinken ist an einem langen Büffet aufgebaut und wird ohne Bezahlung an die Besucher ausgegeben. So etwas haben wir vorher noch nicht erlebt. Schreit in Deutschland jemand Freibier gibt es einen Menschenauflauf und die Besucher verhalten sich unverschämt. Ganz anders in Cagliari, alle Menschen sind diszipliniert und wir sehen nicht einen, der angetrunken ist obwohl Wein und Bier in reichlichen Mengen gratis erhältlich sind. Margit spricht einen Italiener freundlich an, der sich sofort um unser leibliches Wohl bemüht und Italienische Vorspeisen und Bier serviert. Am nächsten Tag findet der Tiscali Cup statt, eine Regatta, die vorwiegend von den einheimischen Seglern bestritten wird. Ich schlage vor am Abend in den Haupthafen zu gehen, weil dort bestimmt eine Party ist. Und genauso ist es. Wir gehen in die eigens für die Regatta aufgebaute Zeltstadt und mischen uns unter die Segler. Uns gehen die Augen über, als wir die Tische mit kaltem Büffet, Getränkestände mit geschnitzten Eisskulpturen und eine Vielzahl von qualmenden Grills sehen. Dazu spielt eine 30-köpfige Bigband sauberen Sound vor einer großen Videoleinwand, auf der Segelfilme laufen.
Mit etwas Scheu bedienen wir und keiner uns gratis an den kalten Köstlichkeiten, bis uns eine Frau darauf hinweist, dass wir auch warme Speisen an den entsprechenden Theken bekommen können. Es ist ein schöner Abend hat gemerkt, dass wir nicht an der Regatta teilnehmen. Nach 16 Tagen Cagliari gibt auch der Wind mal wieder gutes und weht aus Nordwest. Wir starten am 30.10. zum 250 Meilen Törn. Die Überfahrt ist ausgesprochen langweilig, weil wir 80 % der Strecke unter Motor fahren. Nach eineinhalb Tagen taucht Afrika am Horizont auf und mehr als die Hälfte der Distanz liegt hinter uns. Zum Abend kommt eine leichte Brise auf und endlich können wir die Segel wieder setzen. Mit 2 &Mac246; 3 Knoten dümpeln wir die Nacht und zum ersten Mal schlafen wir während eines Streckentörns ausgesprochen gut in den Freiwachen.

Kaum in der Marina eingetroffen steht auch schon ein Polizist am Schiff und fordert die Schiffspapiere und Reisepässe. Wir möchten uns bitte umgehend in seinem Büro melden und die entsprechenden Einklarierungsformalitäten erledigen. Sehr hilfsbereit und freundlich füllt er mit mir den französischen Fragebogen aus, bevor es weiter zum Zoll geht. Mit dem Zöllner und einigen Formularen geht es wieder zur Inspiration. Nach zwei Stunden ist alles erledigt und es gibt keine Beanstandungen zu den eingeführten Lebensmitteln und Getränken. Wir bedanken uns beim Zollbeamten mit einer Packung Lavazza Cafe und zwei Dosen Thunfisch. Backschisch gehört in dieser Welt zum Tagesgeschäft, wie wir bereits von anderen Fahrtenseglern erfuhren. Als nächstes bemühen wir uns um einen möglichst guten Platz in der Marina. Nach einigen Stunden Wartezeit zeigt uns der Mariniero endlich eine akzeptable Parkbucht mit Strom, Wasser und TV-Kabelanschluß, in die wir das Schiff verholen. Mooringleinen sind nicht vorhanden, denn hier wird vorausgesetzt, dass der Gast sie selber mitbringt. Um nicht die guten Festmacher unserer Ausstattung dafür zu verschwenden, lassen wir uns Leinen vom Marinataucher besorgen, der diese am nächsten Tag im Grundgeschirr festbindet.

Weiß getünchte Häuser im orientalischen Stil mit Restaurants und kleinen Geschäften umgeben das von ausländischen Seglern besetzte Hafenbecken. Wir entdecken sehr viele deutsche Fahnen und freuen uns über das Wiedersehen mit Harald, Jacobine, Michael und Bärbel, die wir bereits von Sardinien kennen und die auch hier überwintern werden.

Das kleine Städtchen Monastir liegt nur wenige Minuten von der Marina entfernt und schnell kennen wir die örtlichen Möglichkeiten für den täglichen Einkauf. Der erste Eindruck zeigt auf, dass wir nicht mehr in Europa sind. Das bunte Treiben auf den Straßen gleicht einem großen Basar. Die Fahrzeuge sind sehr bescheiden und meistens älter als 15 Jahre und der Ottonormaleinwohner scheint ein Mofa zu besitzen. Wir durchstreifen die Medina, eine von Stadtmauern umgebene Altstadt, mit ihren vielen kleinen Läden. Die Anordnung der Geschäfte ist nach Geschäftszweigen sortiert. Da gibt es z. B. einen Ortsteil, in dem fast nur Lebensmittel verkauft werden. Inmitten ist die Markthalle für frische Lebensmittel. Wie im Taubenschlag drängen die Besucher durch die schmalen Gänge mit Frischfleisch, Gemüse, Obst und Fisch. Alle unterschiedlichen Düfte treffen zusammen mischen sich zu einem sehr unangenehmen Geruch. In diesem Gestank fällt mir schwer für ein schönes Abendessen einzukaufen, muß mich aber wohl daran gewöhnen. Die Schlachter hängen den Kopf des geschlachteten Viehs vor den Stand um zu zeigen, dass Angebotenes auch wirklich frisch ist. Einige verfügen sogar über Kühltheken, was den Vorteil hat, dass sich nicht so viele Fliegen darauf niederlassen. Hauptsächlich wird Lamm offeriert, Rindfleisch und Geflügel ist aber auch vorhanden. Wenige Meter weiter preisen Fischer den Fang des Tages an. Vom Hai bis zu Schalentieren ist alles ausgestellt und das zu Spottpreisen. Wir kaufen Gambas und bezahlen einen Kilopreis von umgerechnet 1,90 Euro.

Top 50 Reiseberichte

Nach 14 Tagen in der hübschen Marina organisieren wir uns mit Harald und Jakobine einen Leihwagen um das Landesinnere zu erkunden. Der Weg führt zuerst zu den Römischen Tempeln nach Sbeitla. Überrestaurierte Ruinen mit gut erhaltenen Mosaiken geben interessante Fotomotive. Wir fahren weiter nach Tousseur an den Rand eines großen Salzsees, um dort ein Hotel für die Nacht zu suchen. Die Straße dorthin verläuft durch ausgesprochen dürre Landschaft mit vereinzelten Örtchen. Die Straßenverhältnisse sind gut und es bedarf keiner Fahrkünste sich im Straßenverkehr zu bewegen. In der Oasenstadt Tousseur gibt es bei der abendlichen Zimmersuche außerhalb der Hochsaison keine Probleme. Die gefahrenen 450 Km mit vielen interessanten Eindrücken waren recht anstrengend und so unternehmen wir im letten Tageslicht nur noch einen kleinen Spaziergang durch den Wald von Dattelpalmen.
Es ist faszinierend, wie inmitten der trockenen Wüste plötzlich Palmen auftauchen, die durch ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem mit Wasser versorgt werden.
Am frühen Morgen besichtigen wir die wenige Kilometer entfernte Oase Nefta, bevor wir auf den Spuren Kara Ben Nemsis den Salzsee Chott Djerid durchqueren um die kleine Oase Douz zu erreichen.

Das im Stil eines Ribat gebaute Hotel direkt am Rand der Sahara verwöhnt mit traumhaften Dünenpanorama. Vereinzelt stehen einige Palmen zwischen den Sandbergen, bevor die Vegetation gänzlich endet. Das Örtchen ist auf Saharatourismus spezialisiert und Ausflüge in die Wüste per Dromeda, Pferd oder Jeep sind möglich. Wir erfreuen uns am wunderschönen Anblick des Sandmeeres bei Sonnenuntergang, bevor wir das reichhaltige Buffet im Hotel auskosten.
Der dritte Tag unserer Tour führt durch die Star Wars Filmkulisse Matmata mit ihren in Felsen gehauenen Höhlenwohnungen. Das durch Erosion zerklüftete Gestein lässt Erinnerungen an die Episode 1 wach werden und Luke Skywalker scheint nicht fern. In den Abendstunden treffen wir in unserem zu Hause in Monastir ein und sind fest entschlossen in den nächsten Wochen eine mehrtägige Wüstentour per Dromeda zu unternehmen.

Die folgenden Tage putzen wir das Schiff besonders gründlich, weil Andreas Eltern mit Sabine und Werner für eine Woche zu Besuch kommen.

Die Wiedersehensfreude ist groß, schließlich haben wir die vier das letzte Mal vor 6 Monaten gesehen. Da Andreas Eltern noch keine Erfahrungen auf einem Segelboot haben, unternehmen wir einen Tagesausflug zur Ile Kuriat. Zum Glück spielt das Wetter mit, angenehme 4 Windstärken bescheren einen schönen Segeltag. Es folgt ein Tag Sightseeing in Monastir bevor wir, das den meisten Tunesienurlaubern bekannte, El Kantoui anlaufen. Eine reine Touristenstadt mit moderner Marina empfängt uns. Es ist schön, aber nicht unbedingt unser Geschmack. Alles ist für den Europäischen Touristen hergerichtet und entspricht nicht dem, was wir im Land vorfanden.

Die Woche mit der Family vergeht schnell und schon heißt es wieder Abschied nehmen.

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