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Tunesien – Sardinien - Menorca 2003


Der Dezember beschert uns super Wetter und traumhafte Temperaturen. Die Tage in der lebhaften Marina vergehen schnell. Nach einigen Wochen vor Ort haben sich die meisten Segler untereinander bekannt gemacht und der Weg über den Kai fällt jeden Tag länger aus. Andrea ist zu Weihnachten nach Hause geflogen und ich vertreibe mir die Zeit mit Faulenzen.

Eigentlich hätte ich genug an Bord zu tun, aber es fehlt noch die Motivation. In den letzten Tagen lernte ich Jochen und Hanna kennen, ein Ehepaar aus Köln, das auch als ersten Wohnsitz das Boot hat. Wir verstehen uns prima und besuchen uns gegenseitig zum Klönen. Es geht auf Weihnachten zu und zwei Tage vor dem Fest weiß ich noch nicht, ob ich für mich alleine koche und den Tag wie jeden anderen verbringe oder ob ich mich einer größeren Runde anschließe. Tags drauf steht dann die Weihnachtsdelegation, bestehend aus Bärbel und Hanna, vor Inspiration und bittet an Bord kommen zu dürfen. Wir beschließen Heiligabend bei mir an Bord zu verbringen. D.h. ich muss mich nur um die Deko und die Getränke kümmern. Das Essen wird auf den anderen Booten vorbereitet und bei mir fertiggekocht. Heiligabend. Wir starten nachmittags zu einer Besichtigungstour in den Ribat, bevor wir uns die Köstlichkeiten im feierlich geschmückten Salon bei Kerzenschein reinziehen. Es ist eine schöne Stimmung und wir 5 fühlen uns sehr wohl. Reichlich Wein erinnert mich auch noch am ersten Weihnachtsfeiertag an Heiligabend. Heute ist vor dem Clubhaus Grillen und nahezu alle Bootsbewohner erscheinen rausgeputzt mit Essen und Trinken. Eine Französin hat Ihr Schifferklavier mitgebracht und spielt lustige Weisen.
Wenig später werde ich von einer anderen Französin zum Tanz aufgefordert, was mir aufgrund der vielen Drehungen und meines Schädels vom Vortag gar nicht gut bekommt. Silvester trifft Andrea endlich wieder in Monastir ein, so können wir wenigsten gemeinsam in das Neue Jahr feiern. Wie soll es anders sein, die Fahrtenseglergemeinschaft hat eine Party organisiert. Leider beginnt 2003 mit vielen negativen Nachrichten zu einem eventuell bevorstehenden Krieg. Wir denken über unsere Situation in Tunesien nach und fühlen uns sehr sicher. Ein Polizist verriet uns, dass von den 10 Millionen Einwohnern ungefähr 500.000 im Polizeidienst stehen.
Ein im wahrsten Sinne des Wortes „sicheres Verhältnis“. So leben wir unbehelligt dem anstehenden Werfttermin entgegen. Doch leider ist der Landaufenthalt mit Inspiration von durchwachsenem Wetter umgeben und wir haben Probleme die Farbe trocken zu bekommen. Aber nach 10 Tagen sind endlich alle Arbeiten geschafft und mit frisch poliertem Schiff geht es wieder zurück ins Wasser. Allmählich rückt auch das Ende der Wintersaison und somit unser Abreisetermin näher und wir freuen uns schon sehr darauf wieder in See zu stechen. Eigentlich ist es schade alle gewonnenen Freunde wieder zu verlassen, aber so ist nun mal das Fahrtenseglerleben. Am Nachmittag des 20. März ist es soweit. Wir lösen unsere Leinen und tuckern langsam durch die Marina. Ein Hupkonzert der anderen Fahrtensegler ertönt aus allen Richtungen. Alle Bekannten stehen auf den Stegen und winken uns zu. Jochen, Hanna, Michael und Bärbel verabschieden uns mit Presslufthorn und winkenden Bettlaken an der Hafenausfahrt. Der Abschied ist herzlich gelungen und die Tränen sind nicht fern. Mit den Gedanken noch in Monastir nehmen wir Kurs Cagliari auf Sardinien. Die Nacht bricht herein und mit 5 Knoten motoren wir aus dem Golf von Hammamet. Wir sind nach der langen Winterpause beide etwas nervös und das Einschlafen in den Freiwachen fällt schwer. Viele Fischer sind unterwegs und die Angst vor einem Fischernetz in der Schraube groß. Nach ein paar Stunden Fahrt kommt endlich Wind auf. Motor aus und endlich segeln. Leider hält das lautlose Vergnügen nur eine Stunde an.  Die gesamte Überfahrt ist nicht besonders schön, denn leichter Gegenwind zwingt uns die 250 Meilen Strecke unter Maschine zurückzulegen. Wir sind froh als Sardinien nach 50 Stunden vor uns auftaucht, denn der Wetterbericht kündigt Starkwind an. In Sichtweite der Insel prescht ein Boot der Guardia di Finanza auf uns zu und hängt sich in nur 5 Meter Entfernung an unser Heck. Sie sprechen weder Deutsch, Englisch oder Französisch und so bleibt es ein Rätsel, was die von uns wollen. Nach 30 Minuten nehmen sie endlich  Kurs auf die offene See. Kurz vor der Hafeneinfahrt senden wir eine SMS an Udo und Margit, die wir im letzten Jahr in Cagliari kennen lernten und die eigentlich auf dem Boot sein müssten und beim Anlegen helfen könnten. Doch leider erfahren wir beim Eintreffen, dass sie zur Zeit in Deutschland sind. Es ist ein schönes Gefühl Sardischen Boden zu betreten, denn hier fühlen wir uns nach dem 16 tägigen Aufenthalt im September des Vorjahres heimisch. Auf dem Steg begrüßen uns Marc, Michelle und die beiden Kids, die in Cagliari überwintern.  Inspiration liegt gut vertäut am Steg und wir wollen zuerst unseren Heisshunger mit den Sachen stillen, die es in Tunesien nicht gab. Der erste Weg führt zu Mc Donalds und Pommes mit Mayo. Dann geht es weiter zum Schlachter um Parmaschinken und Schweinefleisch für panierte Schnitzel zu kaufen. Zu guter Letzt noch ein paar Bier und Wein und so verbringen wir den ersten Nachmittag.
Zwei Tage später treffen auch Udo und Margit aus Deutschland ein und die Wiedersehensfreude ist groß. Da sie nur wenige Wochen bleiben, sind sie mit einem Auto angereist, was sich später noch als äußerst praktisch erweist.

Bei Bier und Selbstgebranntem erzählen wir die Erlebnisse des Winters und verabreden uns zu einer Autotour an die Costa del Sud im Süden Sardiniens. Das unter Naturschutz stehende Gebiet ist eine Reise wert. Selten habe ich eine so schöne und abwechslungsreiche Küste gesehen. Die Traumstraße führt entlang türkisfarbener Buchten und von Blumen bewachsenen Bergen. Wir genießen das Grün nach dem langen und sandigen Winter wie noch nie zuvor. Es ist herrlich mit dem Blick auf das Meer durch Felder von Margeritten und anderen Blühten zu laufen. Ein Reiseziel, das wir wärmstens weiterempfehlen können. Für Sonntag Mittag organisieren die internationalen Segler ein gemeinsames Grillen. Alles ist prima, nur das Wetter spielt nicht mit und wir sitzen bei Regen im Clubhaus der Marina. Spät am Abend endet das feuchtfröhliche Zusammensein mit schwankendem Gang zum Boot. Innerhalb weniger Tage entwickelt sich zu den anderen Booten eine Freundschaft und wir sind traurig als wir mit Cornelia, unserem ersten Gast der Saison, Richtung Menorca aufbrechen. Einen Tagesschlag segeln wir nach Teulada. Der Wind meint es gut mit uns, Inspiration läuft bei achterlichen Winden zwischen 7 und 8 Knoten. Jedoch müssen wir an Stegen bezahlen und können nicht, wie von anderen Seglern berichtet, gratis liegen. Wir warten zwei Nächte auf vernünftiges Wetter im sehr abseits, aber idyllisch gelegenen Hafen, bevor es weiter zur verträumten Isola San Pietro mit der Ortschaft Carloforte geht. Wir liegen am Ponton genau vor der Ortschaft und fühlen uns bei 20 Grad Celsius sehr wohl. Die Sonne gewinnt allmählich an Kraft. Das Örtchen strahlt Ruhe aus und der Gang durch die am Hang gebauten Häuserreihen führt auf den Berg, wo wir einen fantastischen Ausblick auf die anderen Inseln und Sardinien haben. Einige Tage werden wir bleiben, denn die Wetterlage im westlichen Mittelmeer gleicht dem unbeständigen April in Deutschland. Das Warten fällt uns nicht schwer, denn Carloforte ist ein Örtchen mit Charme und vielen freundlichen Bewohnern. Im Hochsommer ist das Eiland Ziel vieler italienischer Urlauber. Der Palmsonntag beschert uns über 25°C mit strahlend blauem Himmel. Ein Traumwetter, das wir in kurzen Hosen an Deck auskosten. Nach dem aktuellen Wetterbericht wird der augenblickliche Sturm mit Wellenhöhen von über 4 Meter am Mittwoch nachlassen und wir werden am Donnerstag dem 17. April zur 200 Seemeilen Strecke nach Menorca starten. Punkt 7 Uhr verlassen wir das hübsche Carloforte und tasten uns aus der mit Untiefen gespickten Meerenge. Anfänglich weht der Wind noch sehr schwach, was sich aber schnell ändert. Wir erleben einen tollen Segeltag mit Kurs am Wind und Geschwindigkeiten von teilweise über 8 Knoten. An einigen Stellen begleiten uns Delfine. Es ist immer wieder faszinierend diesen lebhaften Schwimmern zuzuschauen. Eine große Schildkröte kreuzt auch den Weg. Die Nacht ist feucht und kalt. Aber guter Wind lässt uns darüber hinwegsehen. Wir nehmen uns für dieses Jahr vor, das Potenzial unserer Inspiration besser zu nutzen. Ich zupfe häufiger an den Segeln und kitzel ein paar Knoten mehr raus. In der  Nacht kam Andrea an Deck und bat mich um eine reisefreundlichere Schräglage als ich gerade die Segel auf das Optimum trimmte und wir guten Speed machten. Also, alle Schoten etwas weiter fieren damit Inspiration aufrechter durch die Wellen gleitet. 10 Stunden sind es noch bis Mahon, das Frühstück bei Sonnenschein im Cockpit besteht aus Kuchen und Tee. Wir freuen uns schon sehr auf die Balearen, denn Freunde in Monastir gaben wichtige Tipps und Informationen zu guten Buchten und Ankerplätzen, die auch in der Hochsaison noch einsam sind. Außerdem ist der Besuch des Vorjahres noch in bester Erinnerung.
Im Laufe des Vormittags dreht der Wind mehr auf Nordwest und die 3 Zylinder des Diesels unterstützen die Fahrt. Millionen kleiner Quallen treiben auf der Meeresoberfläche. Auf dem Kopf der kleinen Tierchen ist ein segelähnliches Gebilde. Habe schon mal über die Portogiesische Galeere, eine besonders giftige Qualle ebenfalls mit Segel auf dem Kopf gelesen. Na, wenn das alles giftige Quallen sind  wird die Badesaison in manchen Gebieten gefährlich. Nach 38 Stunden laufen wir im Naturhafen von Mahon ein und gehen in einer geschützten Bucht vor Anker. Kaum liegt das Boot, gibt es erst einmal das obligatorische Ankunftsbier für die gesegelte Etappe. 

   


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